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Eins, zwei oder drei – Service Provider Typen nach ITIL

Die IT Infrastructure Library (ITIL®)  unterscheidet die IT Service Provider nach drei Typen. In diesem Artikel stelle ich sie kurz vor.

IT Service Provider haben viele Gemeinsamkeiten, aber auch viele Unterschiede. Ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal für einen Provider ist die Art ihrer Kunden.

Von der Art der Kunden hängt es ab, welche Märkte und Wachstumschancen einem IT Service Provider offen stehen, wie er seine Strategie ausrichten sollte und auch, was er darf und was nicht.

ITIL unterscheidet drei Typen von Service Providern und nennt sie schlicht Typ I, Typ II und Typ III. Diese drei Typen kommen oftmals nicht in ‚Reinform‘ vor, sondern sie existieren häufig nebeneinander in einer Kundenorganisation. Jetzt aber zu den Typen.

Typ I: der interne Service Provider

Der Typ I Service Provider gehört zu einem Geschäftsbereich und dient nur ihm. Beispielsweise könnte der Geschäftsbereich Videostreaming eines Medienkonzerns seinen eigenen internen IT-Dienstleister unterhalten. Die Vorteile des Typ I Service Providers liegen unter anderem darin, dass er seinen Kunden wie seine Westentasche kennt, sich also stark an den Bedürfnissen seines internen Kunden ausrichten kann, und darin, dass der Kunde einen direkten Zugriff und Einfluss auf seinen Dienstleister hat, das dieser ihm ‚gehört‘. Nachteilig für den Typ I Service Provider ist seine völlige Abhängigkeit von seinem einzigen Kunden und möglicherweise eine suboptimale Ressourcenausnutzung.

Typ II: der Shared Service Provider

Bei einem Typ II Service Provider ist der Kunde das komplette eigene Unternehmen/der Konzern. Dieser IT-Dienstleister liefert also IT Services für alle Bedürfnisse im Unternehmen, beispielsweise einen E-Mail-Service für alle Geschäftsbereiche und ein Customer Relationship Management (CRM) System für den Vertrieb. Durch seinen im Vergleich mit dem Typ I Provider breiteren Kundenstamm kann er seine Ressourcen meist besser auslasten, andererseits fehlt ihm jedoch die Spezialisierung des Typ I.

Typ III: der externe Service Provider

Ein externer Service Provider wird in ITIL als Typ III klassifiziert. Ein oder mehrere IT Services werden dabei vollständig von einem externen IT-Dienstleister erbracht. Bekannte Beispiele hierfür sind zum Beispiel Webhoster, SalesforceAmazon (Amazon Web Services, Amazon Cloud) oder Google (Google Apps). Der Typ III Service Provider bietet üblicherweise seine IT Services gegen Bezahlung den Kunden im Rahmen eines rechtlich bindenden Vertrags an. Die Services können relativ allgemein sein (z. B. Webhosting), aber auch spezifisch auf den Kunden zugeschnitten sein. Da der Typ III Provider unabhängig von seinen Kunden ist, kann er seine Strategie viel freier gestalten, als dies bei einem Typ I und Typ II Provider der Fall ist. Dafür steht er oft auch im direkten Wettbewerb mit anderen Typ III Service Providern. Dieser Providertyp verfolgt in der Regel – und meist im Gegensatz zu den Typen I und II – eine Gewinnerzielungsabsicht.



Diese Beschreibung der drei Service Provider Typen ist sehr oberflächlich. Es gibt viel zu sagen zu den unterschiedlichen Kunden, Markträumen, Strategien et cetera, doch für einen ersten Eindruck sollte sie ausreichen.

Die beschriebenen Typen treten, wie schon zu Beginn ausgeführt, meist nicht in ‚Reinform‘ auf. So wird beispielsweise ein Serviceprovider der Typen I und II Dienstleistungen eines Typ III Providers in Anspruch nehmen – beispielsweise im Bereich der Weitverkehrsnetze. Es können aber auch beispielsweise alle drei Typen nebeneinander von einer Organisation genutzt werden.

ITIL nimmt diese Art der Unterteilung vor, weil sich eben für jeden der daraus resultierenden Service Provider Typen gemeinsame Good Practices und Best Practices ergeben, beispielsweise hinsichtlich der Service-Strategie.

Keiner der Service Provider Typen ist dem anderen ‚überlegen‘, es sind einfach nur verschiedene Ausprägungen, die jeweils ihre Vor- und Nachteile haben. Der ITIL-Band zur Service Strategy bietet Tipps dazu, wie ein Unternehmen einen Providertypen auswählen könnte. Auch bei dieser Auswahl gibt es kein ‚richtig‘ und kein ‚falsch‘, sondern nur besser oder weniger gut geeignete Typen für die konkreten Anforderungen.

Die Umgebung, in der eine Organisation agiert, ist ständigen Veränderungen unterworfen. Ein Service Provider Typ, der heute gut geeignet ist, kann schon morgen die schlechtere Wahl sein, sei es durch die technische Entwicklung oder durch Änderungen der Organisation, wie beispielsweise einer Fusion. Die Wahl der richtigen Strategie für die Erbringung der IT Services ist daher ein Aufgabe, die ein Unternehmen immer wieder auf’s Neue vornehmen muss.

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